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Sauwetter

Was macht eine Gärtnerin bei dem derzeit herrschenden nasskalten Wetter, das mit Frühling so gar nichts gemeinsam hat?
Sie hadert mit ihrem Schicksal, denn im Garten gäbe es sooo viel zu tun, aber der eisige Wind und die grauen Wolken, aus denen es gelegentlich hervortropft, vergällen ihr die Lust am Herumstochern in der feuchten Erde. Im Gartenhaus herrscht noch die Winterkälte, der Frostwächter wärmt den Kübelpflanzen die Wurzeln und hindert das voreilig aufgedrehte Wasser im Haus, zu Eis zu erstarren und die Leitungen zu beschädigen. An eine baldige Übersiedlung in das Sommerdomizil ist vorläufig nicht zu denken und der Wetterbericht zögert den Beginn des Frühlings hinaus wie das Ende der Corona-Krise.
Also bleibt nur, am Aufbau der Website weiterzubasteln und alte Gartenzeitschriften durchzublättern. Und – in die Gärtnerei fahren. Jetzt warten die Tomaten, Chilis und Pfefferonis am Fensterbrett mit mir auf warmes Wetter. Heuer haben wir (das sind mein Mann Christian und ich) mehr gekauft als voriges Jahr (wo wir schon mehr gekauft haben als das Jahr davor), aber wir LIEBEN Chilis.
Entgegen den Behauptungen der Hochglanzmagazine sind wir nicht imstande, unsere Chilipflanzen zu überwintern, schon im Dezember zeichnet sich ab, dass aus dem dürren Geäst nie wieder ein grünes Blatt austreiben wird. Lediglich die kleinen Wildchilis habe ich heuer an meinem Schlafzimmerfenster durchgebracht, sie blühen auch schon eifrig, wenn auch vergebens, da ich keine Bienchen ins Zimmer lasse. Aber die hartnäckige Einjährigkeit der Chilis macht nichts, so können wir Jahr für Jahr in der Gärtnerei in bewährten und neuen Sorten schwelgen.
Christian, sonst nur mäßig an meinen Pflanzen interessiert und lediglich darauf bedacht, in deren Pflege nicht eingebunden zu werden, gerät bei Gemüsepflanzen regelmäßig in einen Kaufrausch. Das liegt wohl daran, dass er als häuslicher Küchenchef schon perfekte Zutaten für seine Krationen wittert. Obwohl ich eine alte Sorte Datteltomaten am Fenster vorziehe, mussten wir noch zwei Paradeisstauden mitnehmen. Die Streifen sind halt gar so hübsch. Und können wir bitte, bitte die Miniwassermelonen ausprobieren. Und schau, das ist ja lustig, Melonenbirnen, Pepinos heißen die, das wird doch sicher was, kannst du einmal fragen?

Ich hab gefragt. Dafür hab ich dann den Rucola gekriegt, von dem ich hoffe, dass er den Schnecken zu bitter ist. Und frischen Oregano. Und ein violettes Strauchbasilikum. Zwei volle Kartons waren es am Ende. Da soll noch einmal einer sagen, man kann bei Schlechtwetter nichts Sinnvolles für den Garten tun.

Eure Flora

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