Summ, summ, summ...
Bienen sind in aller Munde. Vom Bienensterben ist die Rede, vom Schutz der Wildbienen, in den Gartenkatalogen findet sich immer öfter neben Sonnen- und Schattenstauden die Kategorie „bienen-“ oder „insektenfreundliche Pflanzen“, in jeder Gartenzeitschrift trifft man auf Pflanzvorschläge für entsprechende Beete. Ein Thema also, an dem man als GärtnerIn nicht vorbeigehen kann.
Als Kind war ich vor Bienen immer auf der Hut. Da ich ausschließlich barfuß unterwegs war, passierte es immer wieder, dass ich in der Wiese auf eine Biene drauftrat und einen Stich davontrug. Seit ich erfahren hatte, dass die Biene diesen Stich mit dem Leben bezahlte, heulte ich jedes Mal nicht nur vor Schmerz, sondern auch vor Mitleid für die arme Biene. Ich mochte Bienen und schaute ihnen gerne beim Pollen sammeln zu. Dass es unterschiedliche Bienen gibt, wussten damals bestenfalls Botaniker und Zoologen, ich kann mich nicht erinnern, in meiner Kindheit das Wort „Wildbienen“ gehört zu haben.
Jetzt reden alle über Wildbienen und stellen Insektenhotels auf. Sogar die Rasen/Pool/Kirschlorbeer-GärtnerInnen in unserer Anlage haben Insektenhotels, sehr schicke natürlich. Dass der Nachwuchs anschließend verhungert (wenn er nicht zu mir in den Garten flüchtet), bedenken sie nicht. Also summt und brummt es in meinen Beeten vor lauter „Einheimischen“ und „Zuagrasten“, dass ich zu manchen Pflanzen überhaupt nur frühmorgens oder spätabends hingehen kann. Bei mir gibt es halt auch zu jeder Jahreszeit einen gedeckten Tisch, obwohl ich keineswegs dogmatisch bin. In meinem Garten blühen auch für Bienen wenig attraktive Hortensien und gefüllte Rosen. Ist ja genug Anderes da, ich habe da gar kein schlechtes Gewissen.
Je mehr ich über Wildbienen lese, desto mehr wurmt es mich, dass ich sie nicht unterscheiden kann. Eine blaue Holzbiene, gut, das ist keine Kunst, so riesig, wie der Brummer daherkommt. Sehr stolz war ich heuer, als ich (dem Internet sei Dank) den Massenansturm auf den Ehrenpreis als Borstige Dolchwespen identifizieren konnte. Aber schon die Definition einer Hummel macht mir Probleme. Groß und pelzig – Hummel, klein und glatt – Biene, so einfach ist das nicht. Gibt es doch auch Pelzbienen und Mauerbienen, die ich bisher ohne nachzudenken als Hummeln angesehen habe. Von den hunderten von Unterarten ganz zu schweigen. Gehörnt oder bedornt, maskiert, rot oder stahlblau, nicht zu vergessen die verwandten Löcher-, Scheren- und Mörtelbienen. Wenn ich dann eine Biene mit rotem, pelzigen Hinterleib sehe, zweifle ich schon wieder: gehörnte Mauerbiene, rote Mauerbiene oder vielleicht eine zweifarbige Schneckenhausbiene?
Vollends verwirren mich ExpertInnen-Artikel, dass es vor allem gilt, SELTENE Wildbienen anzulocken und nicht nur den banalen Honig- oder Mauerbienen Kost und Logis anzubieten. Was weiß ich, wer da auftaucht und meinen Nektar schlürft? Ich kann nur hoffen, dass sich auch exklusivere Touristinnen zu mir verirren, sicherheitshalber habe ich für einige Spezialistinnen Glockenblumen angebaut.
Aber ich gebe nicht auf. Unermüdlich bin ich mit Bestimmungsapp und Büchern auf der Suche nach unbekannten Flugobjekten und hoffe auf eindeutige Merkmale. Aber könnte bitte jemand diesen Insekten beibringen, SITZENZUBLEIBEN, bis ich die richtige Seite gefunden habe?
Eure Flora