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Woher weißt du das alles?

Vor drei Wochen kamen Freunde mit ihrem Sohn zu uns. Der junge Mann geht in die erste Klasse Volksschule und weiß gefühlt ALLES über Dinosaurier. Die kompliziertesten Namen sprudeln nur so aus ihm hervor und meine kümmerlichen Versuche mitzureden enden meist mit einem Kopfschütteln seinerseits. Ich gebe zu, mein Wissensstand ist über T-Rex und Langhals nie hinausgekommen, während er bei Jurassic Park als Berater mitwirken könnte. Daneben malt er auch noch gerne und er warf sich vor meinem Storchschnabelbeet auf den Bauch, um für mich „diese schöne lila Blume“ zu zeichnen. Dann wollte er noch den Namen von mir wissen und beschriftete sein Bild. Schließlich spazierten wir durch den Garten, ich zeigte ihm alles, was grad blühte, und erzählte ihm ein bisschen von den Pflanzen. Bis er mich mit großen Augen unterbrach: „Woher weißt du das alles?“ „Wieso weißt du alles über Dinosaurier?“, konterte ich, „es interessiert mich halt.“ Er dachte kurz nach, dann stellte er fest: „Da hast du recht. Weil mich Pflanzen nicht so interessieren, merke ich sie mir nicht.“

In der Schule habe ich Latein gelernt und geliebt und Etymologie hat mich immer brennend interessiert und so habe ich mit botanischen Pflanzennamen, auch wenn sie aus dem Griechischen stammen, keine Probleme. In meinen Anfängen als Gärtnerin war der detaillierte, reich bebilderte Katalog einer Tullner Baumschule/Gärtnerei meine Bibel, in der ich stundenlang schmökerte. Die Gehölze und Stauden waren nicht nach ihren deutschen, sondern nach ihren botanischen Namen geordnet und mit jedem Durchblättern prägte ich mir diese „Vokabeln“ besser ein (ebenso wie die Hinweise auf Standort, Boden, Blütezeit etc.). Irgendwann begriff ich, dass der erste Name die Gattung und der zweite die Art bezeichnet und konnte alles besser zuordnen. Zum Beispiel bedeutet „Hydrangea“ immer Hortensie, während die Zusätze „arborescens“ oder „quercifolia“ angeben, um was für eine Hortensie es sich handelt. Klar ist für mich, dass „arborescens“ kein zartes Blümchen sein kann, wenn schon das Wort „arbor“ (lat. Baum) drinsteckt. Und „quercifolia“ KANN nur bedeuten, dass die Blätter wie Eichenblätter aussehen (lat. quercus – Eiche, lat. folium – Blatt). Tatsächlich handelt es sich um die raumgreifende Schneeballhortensie und die Eichenblättrige Hortensie. (Dass die Schneeballhortensie dann auch noch auf den Sortennamen „Annabelle“ hört, ist eine züchterische Fantasiebezeichnung.) Und noch etwas kann man aus dem botanischen Namen heraushören, nämlich dass man fleißig gießen muss. Steckt doch das griechische hydro (Wasser) im Namen und tatsächlich wird Hydrangea üblicherweise mit Wasserschlürferin übersetzt. Manche Arten beziehen sich auf die Herkunft (z.B. Rosa persica) oder auf einen Botaniker (wie die Gaura lindheimeri nach dem deutschamerikanischen Botaniker Lindheimer). Gerade bei der Gaura ist es auch einfacher mit dem botanischen Namen, denn im Deutschen lauten die Bezeichnungen einmal Präriekerze und dann wieder Prachtkerze. Und Phlox ist sowieso Phlox oder weiß irgendjemand etwas mit „Flammenblume“ anzufangen?

Warum ich euch das alles erzähle? Sicher nicht, um mit meinem Wissen anzugeben, so weit ist es damit gar nicht her. Und es ist auch gar nicht nötig, botanische Namen zu kennen, um einen schönen Garten zu haben. Die alten Bauerngärten sind der beste Beweis dafür, wo Pflanzen bestenfalls lokale Namen hatten. Für meine Mutter war es schon eine Überraschung, dass ihre prächtigen Froschgoscherln eigentlich Löwenmaul heißen, und sie erzählte mir das immer wieder. Eine burgenländische Freundin wiederum konnte mit dem Begriff Hängepelargonien nichts anfangen, bis ich sie ihr zeigte. „Ach so, die Muschkateln!“. Bei ihr heißen ja auch die Erdäpfel Grundbirnen („Krumpan“). Mir macht es einfach Spaß, mich mit all dem zu beschäftigen, wenn ich nicht grad in der Erde herumwühle. Manches ist ja echt spannend. Wusstet ihr, dass die Schafgarbe (Achillea) ihren Namen von dem griechischen Sagenhelden Achilles hat, der damit seine Wunden im Trojanischen Krieg behandelte? Ich gärtnere nicht nur gerne, ich lese auch begierig alles über Pflanzen, was mir in die Finger kommt, über ihre Herkunft, ihre Geschichte, ihre Verwendung, über Pflanzensammler, Züchter und berühmte Gärtner und Gärtnerinnen, über botanische, historische und Privatgärten, über Gartengestaltung und Gartenkultur. Es interessiert mich halt.

Dafür habe ich schon wieder vergessen, wie dieser Saurier mit der Halskrause heißt, ihr wisst schon, der so gefährlich ausschaut und doch ein Pflanzenfresser war, irgendein …trix oder war es …tops?

Eure Flora

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