Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin
Ich war schrecklich nervös. Fast 1.000 km Fahrt! Was, wenn diese Gärtnerei gar nicht so toll ist, wenn ich dann dort stehe und mir sage: „Das hätte ich zu Hause auch bekommen.“ Wenn sie unfreundlich sind, wenn die Beratung inkompetent ist, wenn wenn wenn…
Den Vormittag verbrachten wir in Frankreich, in Neuf-Brisach, der letzten Festungsstadt, die Vauban für Ludwig XIV. geplant und gebaut hat. Entlang des Rheins fuhren wir dann nach Süden und wechselten bei Neuenburg über die Grenze. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon von schwarzen Wolken umringt und es begann zu tröpfeln. Als wir in Sulzburg, 27 km südlich von Freiburg im Breisgau, bei der Gärtnerei ankamen, ging ein sintflutartiger Wolkenbruch nieder. Frustriert warteten wir im Auto das Ärgste ab. Als der Regen nachließ, rannten wir in die Gärtnerei. Ich hatte etwas von einem netten Café gelesen.
Diese Idee hatten alle BesucherInnen. Wir ergatterten den letzten Tisch und warteten. Eine einzige Bedienung hielt den Laden in Schwung, dementsprechend lange dauerte es, bis sie zu uns kam. Und dann war alles gut. Mit so viel fröhlicher Herzlichkeit bin ich schon lange nicht begrüßt worden, der Kirschstreusel war eine Wucht, Christians Marillentopfentorte ebenfalls und über der Schlemmerei rissen die Wolken auf und die Sonne blinzelte durch die Scheiben des Glashauses, in dem das Lilien-Café untergebracht ist. Nichts wie raus!
In den Schaugärten erwacht das „Will haben“.
Erst jetzt wurde sichtbar, wie idyllisch die Gärtnerei in die liebliche Hügellandschaft des Breisgau eingebettet ist. Im unteren Teil, zu Füßen der Kirche von Sulzburg, liegen die Schaugärten, wo das Sortiment eindrucksvoll vorgestellt wird. Prachtstauden-, Kräuter-, Rosenbeete, interessante Farbkompositionen, auch ein Teich fehlt nicht. Am Hang hinauf reihen sich die Verkaufsflächen aneinander, so hübsch angeordnet, dass sie selbst wie ein Schaugarten wirken, in dem es viel zu entdecken (und mitzunehmen) gibt. Am oberen Ende liegen Pfingstrosen-, Taglilien- und Irisfelder, auf die die Gärtnerei spezialisiert ist. Ich staunte über die Vielfalt der Sorten, aber diese drei Pflanzenfamilien standen wegen ihrer frühen und kurzen Blütezeit nicht auf meiner Liste. Christian war von den langen abgeblühten Reihen enttäuscht, aber da hätten wir halt im Mai kommen müssen.
Die Verkaufsflächen – wer will da nicht zugreifen?
Auch am oberen Ende warten jede Menge Ideen.
Während Christian mit der Kamera Impressionen einfing, studierte ich das Angebot. Die Auswahl an Rosen ist beträchtlich und auf den ersten Blick verliebte ich mich in eine gefüllte Büschelrose von kräftigem dunklen Rot. Als ich dann auch noch sah, dass es sich um einen öfterblühenden Mini-Rambler mit großer Blattgesundheit handelt, war ich überglücklich. Sicherheitshalber fragte ich eine sehr nette und kompetente Gärtnerin, ob noch eine andere Rose in Frage käme, aber in Wahrheit hatte ich mich schon entschieden. Voller Freude über die perfekte Rose, die ich zu Hause vergeblich gesucht hatte, hatte ich kaum noch Gedanken für andere Pflanzen, nur ein lustiger Sonnenhut mit dem Sortennamen „Marmalade“ und eine hübsche rot-weiße Nelke mit Namen Dianthus x allwoodii „Alice“ landeten im Einkaufskorb.
Im Café wartete Christian schon auf mich. Uns wurde klar, dass die Gärtnerei für viele Leute ein regelrechtes Ausflugsziel ist, denn etliche, die wir zuvor beim Mittagessen (Spezialität Flammkuchen) gesehen hatten, saßen jetzt mit vollen Einkaufswagen bei Kaffee und Kuchen. Christian fragte mich, ob wir Glockenblumen mitnehmen könnten, die wären so schön. Nein, die bekommen wir überall, meinte ich. Eine krasse Fehlentscheidung, denn diese besondere Sorte, die es meinem Mann angetan hatte, gab es natürlich nirgendwo sonst.
Und so spazierte ich selig mit drei Pflanzen zum Auto und wusste, die Reise hat sich schon ausgezahlt.
Ramblerrose „Crimson Siluetta“: Sie rankt sich in der Mitte der Eibenhecke an einem Obelisken empor.
Echinacea purpurea „Marmalade“: Der lustige Sonnenhut hat im Bauerngarten Platz gefunden.
Dianthus x allwoodii „Alice“: Zusammen mit einer anatolischen Nelke bevölkert sie einen Holztopf im großen Staudenbeet. Laut Beschreibung blüht sie den ganzen Sommer durch. Ich bin gespannt.