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Staudengärtnerei Gaißmayer

„Hier kaufe ich bestimmt nichts ein!“, dachte ich nach einem ersten zaghaften Rundumblick. Viel zu groß und unüberschaubar war mir das Areal, ich war wie erschlagen von den Tausenden von Töpfen und Schildern und wusste gar nicht, wohin ich zuerst gehen sollte. In die Glashäuser, in den Schaugarten, in die Mutterpflanzenquartiere oder in den Manufactum-Shop? Endlose Reihen von Pflanzen stehen im Freien zum Verkauf bereit, aber ebenso unter Dach und da sind Wasserpflanzen und… „Wir sehen uns“, meinte Christian und zog mit der Kamera los, doch da war ich mir nicht so sicher. „Wir können uns ja anrufen“, rief ich ihm hinterher.

Erst einmal in den Schaugarten.

Ich fürchte, ich bin dem Schaugarten nicht gerecht geworden, ich habe das Meiste nicht wahrgenommen. Ziemlich verloren stolperte ich durch Beete und Reihen und sah buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen (oder besser: den Garten vor lauter Pflanzen) nicht. Unzählige Kombinationen, von denen ich mir keine einzige gemerkt habe. Der Schaugarten ist so weitläufig, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob ich bis zum Ende vorgedrungen bin. Das „Museum für Gartenkultur“ haben wir gleich ganz links liegen gelassen. Lag es nur an den Ausmaßen oder war ich in der vierten Gärtnerei schon überfordert? Mir fiel ein, was Frank Fischer zu Gaißmayer gesagt hatte: „Das is a andere Dimension.“

Irgendwie hinterließ das bei mir ein schlechtes Gewissen. So viel Gartenvielfalt und ich habe es mir gar nicht richtig angeschaut. Ich werde noch einmal hinfahren müssen.

Und dann hab ich doch eingekauft.

Christian, dem ich zufällig über den Weg lief, erinnerte mich: „Du brauchst Schattenpflanzen.“ Ich entdeckte ein Hinweisschild bei einem überdachten Bereich und begann zu suchen. Recht verwirrend fand ich, dass zwischen den Pflanzen, die zum Verkauf bereit sind, frisch getopfte Setzlinge mit dem Vermerk „noch nicht durchgewurzelt, bitte nicht nehmen“ stehen. Oder halb dahinsiechende mit einem Schildchen „nicht mehr nehmen“. Oder kräftige Stauden, aber „Mutterpflanze, bitte nicht nehmen“. Egal, da muss ich durch.

Hosta – Schneckenfutter, Elfenblumen – nur im Frühjahr, Farne – hab ich eh, Seggen – will ich nicht. Schließlich nahm ich einen Nesselkönig und ein Immenblatt. So, Schattenblumen abgehakt.

Nein, nicht noch eine Rose!

Als ich erst einmal zwei Töpfe in der Hand hatte, ging es los. Ich stürzte mich ins Freigelände und stellte zu meiner großen Verwunderung fest, dass es kein wie immer geartetes System in dieser riesigen Gärtnerei gibt. Kein Alphabet, keine Pflanzenfamilien. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als alle Reihen (und das sind Kilometer!) durchzuwandern. Ich schnappte mir einen Leiterwagen und zog los. Schön langsam fiel mir auch wieder ein, was ich mir für die letzte Gärtnerei aufgehoben hatte. Eine Karthäusernelke stand auf meiner Liste, eine weiße Spornblume und eine Bartblume. Dann hatte ich Christian doch Glockenblumen versprochen. Gräser hatte ich noch gar keine gekauft. Spornblume fand ich, aber ich wollte eine weiße. Eine Gärtnerin wusste es auch nicht und fragte eine junge Kollegin. „Wissen Sie den botanischen Namen?“, fragte sie mich mit gezücktem Handy, was ich als Kunde recht viel verlangt fand, aber ich wusste ihn ja. Sie fand Centranthus ruber „Albus“ in ihrem Register und schickte mich ans andere Ende des Verkaufsbereichs in ein Glashaus mit der kryptischen Buchstabenbezeichnung „BT“. Bevor ich ging, fragte ich noch, ob es wirklich kein System gäbe oder ob ich es bloß noch nicht durchschaut hatte. Die Gärtnerin schüttelte nur den Kopf. „Also hier stehen eher die niedrigen Sachen und dort eher die höheren“, und dann, als ich vom System IKEA sprach, einfach alles durchrennen und irgendwas hüpft schon ins Wagerl, lachte sie herzlich.

Ende gut, alles gut.

Letztendlich hüpfte viel, am meisten von allen Gärtnereien, wobei auch der Gedanke „letzte Chance“ eine Rolle spielte.

Auch wenn eine gezielte Suche schwierig und zeitaufwändig ist, soll man sich in einer Gärtnerei nicht Zeit nehmen? Hilfreich ist, dass so viele kundige Gärtner/innen herumlaufen, dass man jederzeit ohne lange Wartezeit Auskunft bekommt. Und durch das Durcheinander ist man gezwungen, sich viel mehr Pflanzenschilder anzusehen als sonst wo und entdeckt dadurch manch verborgenen Schatz. Je länger ich mich hier aufhielt, desto wohler begann ich mich zu fühlen. Ich sag’s ja, ich muss wiederkommen.

Centranthus ruber „Albus“: Sie füllt die Lücke vom Eibenschnitt im Storchschnabelbeet und wird sich toll vor der Eibenhecke abheben.

Caryopteris x clandonensis „Kew Blue“: Neben der weißen Spornblume und dem rosa G.“Dilys“ macht sich das Tiefblau sicher gut.

Lamium orvala: Über den Nesselkönig habe ich schon viel Gutes gehört. Er blüht zwar im Mai, aber das Laub ist neben meinem Liegeplatz auch sehr hübsch.

Melittis „Royal Velvet Distinction“: Ich hoffe, neben meinem Liegeplatz ist der Halbschatten für das Immenblatt nicht zu tief.

Campanula Punctata-Hybride „Sarastro“: Eigentlich schräg, diese Glockenblume nicht in meiner Lieblingsgärtnerei zu kaufen, sondern in Deutschland. Wegen der Schneckenbiester bewohnen die Glockenblumen einen großen Topf mit zweifacher Kupferbandsperre neben der „Weißen Wolke“.

Campanula carpatica „Blue Uniform“: Karpatenglockenblume, siehe „Sarastro“

Campanula cochleariifolia „Bavaria White“: Zwerg-Glockenblume, siehe „Sarastro“

Stipa tenuissima: Ich konnte es nicht fassen, dass es von diesem Federgras nur mehr ein einziges Exemplar gab! Ich wollte doch wie in Franks Salvia ein Präriebeet anlegen. Also musste ich improvisieren.

Stipa capillata: Das Büschel-Federgras sieht nicht so haarig aus, sondern hat lange weiche Bürsten. Ebenfalls Präriebeet.

Sporobolus heterolepsis: Das Tautropfengras ergänzt das Beet rund um die Bartfäden.

Dianthus carthusianorum: Da die Karthäusernelke in dem Wildtopfpflanzenbuch so enthusiastisch geschildert wurde, sitzt sie jetzt im Schaffel vor dem Schlafzimmerfenster.

Scabiosa japonica var. alpina „Ritz Rosa“: Die kleine Bergskabiose ergänzt das Schaffel vor dem Schlafzimmerfenster.

Papaver nudicaule „Gartenzwerg“: Wie gewonnen, so zerronnen. Der niedrige bunte Island-Mohn hat sich binnen weniger Tage im Bauerngarten verabschiedet. 

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