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Garden-life-balance

Gestern war ich richtig froh, als ich aufwachte und es schüttete wie aus Kübeln. Der ganze Tag lag unberührt vor mir und ich hatte Zeit, Zeit, Zeit. Ein Stündchen Yoga, Wäsche waschen, im Bretagne-Reiseführer schmökern, ein neues Rezept ausprobieren, die Teneriffa-Fotos bearbeiten, mich weiter durch mein französisches Buch kämpfen, den Kleiderschrank sichten, eine Mahler-Symphonie anhören… Das kann sie doch jeden Tag machen, sie ist doch in Pension, denkt ihr euch wahrscheinlich.

Kann sie nicht. Denn sobald Jahreszeit und Temperatur es halbwegs zulassen, MUSS ich in meinen Garten. Wenn auch nur EIN Sonnenstrahl hervorblinzelt, bin ich schon unterwegs. Fahre ich nicht, plagt mich den ganzen Tag das schlechte Gewissen. Über meine Sorgen mit der Urlaubsplanung habe ich erst kürzlich lamentiert („Endlich reisen!„). All die schönen Dinge, die ich für den Sommer plane, Ausflüge, kleine Wanderungen, zwischendurch ein Tag im Bad, Ausstellungen und Dampferfahrten, Schlösser und Zeltfeste – Jahr für Jahr stelle ich im Herbst fest, dass ich wieder zu kaum etwas gekommen bin. Ich hab ja so viel Arbeit im Garten. Falls es das Wort „gardenholic“ noch nicht gibt – ich hab’s erfunden und werde es mir demnächst patentieren lassen.

Voriges Jahr waren wir durch Christians Hüftprobleme in unseren Aktivitäten ohnehin gehandicapt und davor habe ich noch gearbeitet. Heuer jedoch gibt es keine Ausrede mehr, meinen Garten auch mal Garten sein zu lassen und meinen anderen Interessen nachzugehen. Natürlich gibt es immer was zu tun, Gras mähen und (schon wieder) die Beete durchjäten, Verblühtes abschneiden und düngen und gießen und Kompost sieben… Die Liste ist endlos und meine Leidenschaft für den Garten ebenso. Aber es ist höchste Zeit, mich selbst an der Nase zu nehmen und mir zu sagen: „Spinnst du? Willst du nur mehr im Garten hocken?“ Manchmal verlasse ich den Garten tagelang nur, um zum Mistplatz zu gehen. Ich habe mir fest vorgenommen, diesen Sommer zumindest zweimal in der Woche etwas zu unternehmen, was nichts mit Garten zu tun hat (oder nur am Rande, denn bei jedem Schloss ist doch auch ein Garten dabei, nicht?).

Ein Waldspaziergang wär auch mal wieder schön.

Und wenn ich schon bei den guten Vorsätzen bin: Im Kasten in meinem Gartenhaus stapeln sich eine Menge ausgewaschener, formloser T-Shirts, die meisten mit kleinen Löchern, aber zur Gartenarbeit taugen sie noch (dabei habe ich die Einstellung meiner Eltern „ist ja nur für den Garten“ immer grässlich gefunden). Es gibt eine Grenze zwischen Verschwendungssucht und 30 Jahre alten Leiberln! (Manche stammen tatsächlich noch aus der Zeit vor unseren Kindern.) Weg damit, ich will auch im Garten nicht mehr aussehen wie ein alter Kartoffelsack. Die ausgeleierten verblichenen Bikinis fliegen auch, wofür habe ich im letzten Jahr 10 kg abgenommen? Make-up, Nagellack und Haarfön übersiedeln heuer mit und ich kaufe mir schicke neue Gartenschlapfen. Die alten Flip-Flops haben eine graubraune Farbe angenommen und stinken so, dass ich sie abends immer vor die Tür stelle. Was ich gefahrlos tun kann, die holt nicht einmal der Fuchs.

Ihr werdet schon sehen, ab sofort bin ich kein ungepflegter, schlampiger Gartenjunkie mit dreckigen Fingernägeln (siehe „Gartenfinger„) mehr. Ich bin eine unternehmungslustige flotte Pensionistin, die auch noch andere Themen hat als ihren Garten. Außer auf meiner Website natürlich…

Eure Flora

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