• Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Gießen Sie richtig!

Es steht in jeder Gartenzeitschrift, in jedem Gartenratgeber, in jeder Umweltbroschüre: Nicht täglich gießen, ein- bis zweimal pro Woche reicht völlig aus, die Pflanzen beginnen dann tiefer zu wurzeln und holen sich dort die Feuchtigkeit, die sie brauchen. Klingt völlig logisch und ist ohne Zweifel einen Versuch  wert. In Island funktioniert das sicher.

In Ostösterreich – mpfff! Erstens ist es hier heißer und trockener und zweitens weht ständig der Wind. Oft genug ein schrecklich heißer Wind, der die Wirkung eines Dörrapparates hat. Als ich vor vielen Jahren meine Blutpflaume pflanzte, erschreckte mich der junge Baum mit welken Blättern auf einer Hälfte. Ich raste in die Baumschule und fragte um Rat. „Wo haben Sie denn den Garten?“, fragte mich der junge Gärtner freundlich, „hier im 23. (Bezirk)?“ Ich nickte: „Ja, in Atzgersdorf.“ „Und auf der Westseite sind die Blätter dürr?“ „Ja.“ Da lachte er nur und meinte, dass das völlig normal sei. Die jungen Blätter könnten dem heißen Wind nicht standhalten, der Baum würde aber wieder neu austreiben. Und so war es auch.

Aber zurück zum Gießen. Ich bemühe mich, mit der Ressource Wasser verantwortungsvoll umzugehen,  gieße normalerweise jeden zweiten Tag, dazwischen nur die Kübelpflanzen und was ich heuer erst eingesetzt habe. Bei der derzeitigen Affenhitze werden aber die Ausnahmen immer mehr. Wenn die Pflanzen in der Früh schon durstig aussehen, bekommen sie halt täglich ihre Ration. Mir sind meine mühsam hochgepäppelten Pflanzen für Experimente zu schade. Da wir am Montag in die Steiermark gefahren sind, habe ich den Garten in der Früh „eingewaschelt“, also über eine Stunde mit dem Schlauch gegossen. Meine Tochter hat versprochen, Mitte der Woche die Kübelpflanzen zu gießen. Leider wurde sie krank und konnte nicht kommen. Dass die Chilis schlapp machen würden, habe ich daher erwartet. Gestern sind wir, schon bei Dunkelheit, heimgekommen und so kam ich erst heute dazu, nach dem Rechten zu sehen. Von wegen die Pflanzen halten auch eine Hitzewelle aus, wenn man nur tiefgründig wässert. Die meisten meiner Lieblinge haben davon noch nie etwas gehört. Die weißen Sonnenhüte sehen verdorrt aus, der Storchschnabel „Rozanne“ wird sich wohl heuer nicht mehr erholen, die Blätter vom Knöterich „Taurus“ sind samt und sonders gelb… Sogar die überaus robuste Schneeballhortensie „Annabelle“ hat ihre Blätter eingerollt und weist sichtliche Trockenschäden auf. Deren Wurzeln müssten nach zehn Jahren eigentlich tief genug unten sein, um lächerliche vier Tage ohne Wasserzufuhr zu überstehen.

Braune Spitzen - vorbei die Pracht
"Rozanne" hat schlappgemacht
Die Erdbeeren sind verdorrt - trotz Mulch!
Arme Annabelle

Heute habe ich mindestens eineinhalb Stunden gegossen und ein paar schlappe Pflanzen haben sich Gott sei Dank aufgestellt. Bei einigen Hitzeopfern war’s das wohl für heuer, da kann ich froh sein, wenn sie sich im Frühjahr erholt haben und kräftig durchtreiben. Die Wiese braucht im September jedenfalls eine Nachsaat, ich informiere mich bereits über „Trockenrasen“ und Mikroklee-Saatgut. Und ich kämpfe wie jedes Jahr mit dem August-Blues.

Also – nicht alles blind glauben, was die Experten sagen, sondern selber beobachten und dem eigenen Gefühl vertrauen! 

Eure Flora

Schreibe einen Kommentar