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Heiße Luft

Ich habe ja schon berichtet, dass meine Eltern und ich mit dem halben Hausrat in den Garten übersiedelt sind. Auch wenn manche Tage im Herbst bereits kühl wurden, war ein schnelles Ausweichen in die Wohnung dadurch nicht möglich – ganz oder gar nicht, hieß es. Wir mussten irgendeine Übergangslösung für kalte Stunden haben. Da das Haus damals noch aus sechs (!) Räumen (bei 25 m² Grundfläche) bestand, reichte ein kleines Gerät, um es im „Wohnzimmer“ schnell bacherlwarm zu haben. Der „Klimarex“ blies bei Bedarf heiße Luft aus (wenn es heiß war, konnte man ihn auch auf kalt stellen) und sorgte mit einem Thermostat für eine gleich bleibende Raumtemperatur. Wenn er nicht mehr ausreichte, zogen wir halt in die Wohnung um. Irgendwann nach zwanzig Jahren Zuverlässigkeit provozierte er nur mehr Kurzschlüsse und ging in den Klimarexhimmel ein.

Damals wusste jeder, was ein Klimarex ist. Als ich vor einigen Jahren im Baumarkt nach dem handlichen Würfel fragte (siehe „Mein größter Stolz„), sah mich der Verkäufer ratlos an. Erst „Frostwächter“ und „Heizlüfter“ lösten eine Reaktion bei ihm aus, allerdings zeigte er mir vorerst überdimensionierte Geräte. Ich erklärte ihm den Zweck der Anschaffung, nämlich dass meine Kübelpflanzen im Winter keine Frostbeulen kriegen, und ab da behandelte er mich seltsam. Er zeigte mir die zwei schwächsten Heizlüfter, die er vorrätig hatte und verabschiedete sich mit einem Achselzucken. Ich entschied mich für die schlankere Version (Platz!), nachdem ich mich vergewissert hatte, dass man die Temperatur auch sehr niedrig einstellen kann. Schließlich brauche ich nicht mehr als 5 °C in meinem Gartenhaus. Trotzdem braucht der „Sprudler“, wie wir ihn getauft haben, doppelt soviel Platz wie das alte Gerät und steht ständig im Weg.

Zunächst nur eine ungeliebte Notlösung, kam der Heizlüfter in den Folgejahren doch zu Ehren. Solange ich gearbeitet habe, zog ich bei den ersten Sonnentagen im Frühjahr in den Garten. Nach dem Büro hin- und herzufahren hätte zu viel Zeit gekostet – Zeit, die ich für die Gartenarbeit brauchte. Mein Mann kam erst nach, wenn er abends auf der Terrasse sitzen konnte. Nun ist die Frühlingssonne trügerisch, nach einem fast sommerlichen Intermezzo kann es wieder ziemlich ungemütlich werden. Homeoffice breitete sich aus, sodass ich oft den ganzen Tag im unterkühlten Haus hockte.

Der Heizlüfter wurde mein bester Freund. Allerdings erwies er sich als recht unzuverlässiger Kamerad, denn die Billigversion hat ihre Tücken. Nach kurzer Zeit überhitzt das Gerät – und schaltet sich sicherheitshalber ab. Und schon ist es wieder kalt im Raum, der jetzt fast 20 m² umfasst (wir hatten bald nach der Übernahme Wände niedergerissen und haben jetzt nur mehr eine Wohnküche mit Ausziehcouch und ein Bad mit WC). Die Außenmauern haben keinerlei Dämmung, sodass es drinnen meist dieselbe Temperatur wie draußen hat. Sobald sich der Lüfter wieder anschaltete, hatte ich zumindest die Illusion von Wärme, ich stellte ihn unter den Tisch, damit ich es von unten warm hatte. Manchmal half selbst das nicht und ich kuschelte mich mit meinem Laptop ins Bett (siehe „Durchhalten„). Also als Heizung taugt er nun wirklich nicht, mein falscher Klimarex.

Mittlerweile MUSS ich nicht mehr bei den ersten Sonnenstrahlen im Garten wohnen, ich habe alle Zeit, auch ganz spontan in den Garten zu fahren. Der Heizlüfter tritt nur mehr im Winter in Aktion, um Minusgrade im Haus zu verhindern. Wir brauchen zwar stets mehrere Anläufe, bis die Temperaturregelung passt (ein Millimeter zu wenig gedreht und er springt nicht an, ein Millimeter zu weit und er plagt sich damit, das Haus aufzuheizen), aber nach ein paar Kontrollbesuchen haben wir das hingekriegt. Die ungefähr 7 °C, besser geht es nicht einzustellen, nehmen meine Kübelpflanzen dankbar an. Vielleicht investiere ich einmal in ein besseres Gerät. Aber wie das so ist mit Erinnerungen an früher, sowas wie den Klimarex krieg ich nie wieder!

Eure Flora

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