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Der Umzug

Seit sechs Tagen sind wir wieder in der Wohnung.

Heuer kostete es uns einige Überwindung, in unser „Winterquartier“ zu wechseln. Normalerweise kommt im Herbst irgendwann der Punkt, wo ich genug vom Garten habe und mich auf die Innenstadt freue. Christian ist dann schon längst weg, weil der Garten für ihn unattraktiv wird, sobald er nicht mehr bis Mitternacht auf der Terrasse sitzen kann. Aber dieses Jahr wollte er sich gar nicht trennen und auch mir fiel es schwer. Wie eingesperrt kamen wir uns die ersten Tage in unserem Zuhause vor. Ein offenes Fenster kann halt eine Terrasse nicht ersetzen. Auch wenn mein Mann die meiste Zeit im Haus gesessen ist, weil er bei seiner Arbeit am Computer wegen der Sonne draußen nichts sieht – er saß vor der offenen Tür, also praktisch im Freien. Und ich bin sowieso ständig im Garten unterwegs, arbeitend, plaudernd, beobachtend. Na ja, schön langsam gewöhnen wir uns daran. Gestern waren wir im Garten, aber es war bedeckt und grau in grau und so war es leichter heimzufahren als bei Sonnenschein.

Warum wir dann überhaupt hingefahren sind? Erstens hatte uns der Wetterbericht versprochen, dass sich der Hochnebel zu Mittag auflösen würde, und zweitens, weil wir wie immer so einiges vergessen hatten mitzunehmen. Obwohl ich penibel das ganze Haus durchforstet, Koffer, Kisten und Taschen gefüllt habe und unser Weggehen wie der Auszug aus Ägypten anmutete, vermissten wir nach unserer Ankunft sofort das mobile WLAN, meine Sonnenbrillen und die Bedienungsanleitung für die Kaffeemaschine (das Entkalken, das sie schon dringend einfordert, „machen wir dann zu Hause“ – an den Entkalker hab ich gedacht, aber wie ich ohne Anleitung durch das Menü kommen soll… „Drücken Sie 7 sec lang gleichzeitig die Taste für Espresso und Latte macchiato“ – oder war es die für Heißwasser?, „dann 5 sec lang die Menütaste“ und so fort).

Dabei übersiedeln wir im Vergleich zu früher wenig. In den 60er-Jahren hatten wir weder Kochgeschirr noch Bettzeug im Garten, jeden Sommer musste der gesamte Hausrat mit. Meine Schulsachen, die Heimarbeitsutensilien für meine Mutter, die komplette Garderobe (soviel hatte man ja nicht). Und immer fehlte etwas. Bis wir endlich alles im Garten hatten, zogen wir wieder heim. Es war auch gar nicht ratsam, irgendetwas über den Winter im Garten zu lassen, da es viele Einbrüche in der unbewohnten Gartenanlage gab (siehe „Einbrecher„). Nur ein kleiner tragbarer Fernseher verblieb im Haus, wurde aber sorgsam auf dem Dachboden versteckt. Meine Mutter hatte sogar aus einer alten Tuchent eine Hülle dafür genäht. Als mein Mann und ich anfingen, im Sommer im Garten zu wohnen, schafften wir als erstes alles neu für den Garten an. Töpfe, Pfannen, Kochlöffel, Mixer, Bettwäsche, Handtücher, Geschirrtücher – wir kauften die komplette Grundausstattung. Über soviel Verschwendung konnte meine Mutter nur den Kopf schütteln. Wenn bei ihr etwas „für den Garten“ war, hatte sie es zuvor zu Hause schon dreimal ausrangiert. So sah es dann auch aus. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Annehmlichkeiten dazu: elektrische Zahnbürsten, Haarfön, Küchenmaschine, Elektromesser, Kaffeemaschine… Wir schleppen immer weniger hin und her. (Die Kaffeemaschine ist heuer eine Ausnahme, weil die in der Wohnung zur Reparatur muss.)

Seit wir das Haus vor einigen Jahren sanierten und neu einrichteten und uns einen begehbaren Eckkleiderschrank leisteten, bleibt auch unsere Sommergarderobe bis auf wenige Ausnahmen im Garten. Der „große Umzug“ besteht also im wesentlichen aus unseren Film- und Fotoausrüstungen, den „Kastln“ samt Zubehör (also Laptop, Tablets, Handys und die vielen, vielen Kabeln, Akkus und Stecker dazu), Kosmetika und Lebensmitteln. Immer noch genug. Blöd, wenn sich erst im Laufe des Winters herausstellt, dass irgendetwas im Garten verblieben ist, was wir dringend brauchen. Ein bestimmter Akku etwa. Denn der ist dann in einer ganz bestimmt nicht zugänglichen Lade, jedenfalls nicht zugänglich, ohne das gesamte Haus auszuräumen, das ja mit Tischen, Sesseln, Liegen und Kübelpflanzen komplett vollgestellt ist. Meist ist dann auch gar nicht so sicher, dass dieser Akku wirklich im Garten ist, es ist ja nur ein Verdacht, weil wir ihn in der Wohnung nicht finden, also muss er doch in der Lade… So bleiben wir auch in der Pension beschäftigt.

Heuer müssen wir das Haus ganz ausgeklügelt befüllen, so geschickt, dass ein Korridor zum begehbaren Kasten bleibt. Wir fliegen nämlich im Jänner (ideale Reisezeit für Gärtner!, siehe „Endlich reisen!„) auf die Kapverden und da brauchen wir unsere Shorts und Bikinis. Also einfach hat man’s wirklich nicht mit zwei Haushalten!

Eure Flora

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