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Fehlkäufe

Hin und wieder bildet man sich etwas ein. Sei es ein geschickter Verkäufer, eine verführerische Werbung oder einfach ein „ich geh da jetzt nicht raus, ohne etwas gefunden zu haben“ – es hat wohl jede/r etwas im Schrank, im Keller oder in der Gerätehütte, von dem er/sie sich fragt, warum um alles in der Welt man es erstanden hat.

Mit Pflanzen geht das natürlich auch (siehe „Die Stinkerin„). Mein Mann stand einmal in einer Gärtnerei verzückt vor einem Heidelbeerstrauch, Erinnerungen an die Kärntenurlaube mit den Großeltern stiegen in ihm auf, er träumte von selbstgemachter Marmelade und Streuselkuchen – kurz, er wollte einen Heidelbeerstrauch. Meine Einwände von wegen kalklastigem Gartenboden wischte die Gärtnerin mit Geschichten von ihren sensationellen Ernteerträgen beiseite, also wanderte der Heidelbeerstrauch in den Einkaufswagen, zusammen mit zwei Säcken Moorbeeterde und dem Versprechen meines Mannes, das erforderliche Riesenloch zum Austausch der Erde zu graben. Ausnahmsweise nahm er wirklich den Spaten in die Hand und der kleine Strauch startete bestens gerüstet in die nächste Saison. Schon bei der Blüte war klar, dass sich keine Marmelade ausgehen würde. Was überhaupt ansetzte, verrieselte bald und so blieb EINE Beere auf dem Strauch. Die versprach ich großmütig meinem Mann. Aber reif muss sie sein, schön dunkelblau wie die im Wald. Christian wartete geduldig ab. Als wir gerade darüber diskutierten, ob die große Ernte heute oder morgen stattfinden sollte, ließ sich eine Amsel auf dem Strauch nieder. Muss ich das traurige Ende der Geschichte wirklich erzählen? Der Heidelbeerstrauch jedenfalls war so entmutigt, dass er nie wieder blühte und nach ein paar Wintern sein kümmerliches Leben aushauchte.

Ein Kollege hat drei Maulbeerbäume als Schnäppchen gekauft, musste aber bald erkennen, dass es sich weder um Zimmer- noch um Balkonpflanzen handelt. Er startete eine „Wer will mich?“-Aktion. Ich bin SEHR stolz auf mich, dass ich die Übernahme eines Maulbeerbaums verweigert habe. Die Versuchung war natürlich groß, erstens finde ich sie schön, zweitens bin ich ja immer zur Stelle, wenn es gilt, Pflanzen zu retten (siehe „Der Gnadenhof„). Den erforderlichen Platz hätte ich aber keinesfalls gehabt, obwohl ich eine Stunde lang durch den Garten gelaufen bin. Erst als ich hörte, dass die Bäumchen einen guten Platz gefunden haben, entspannte ich mich.

Neben botanischen Fehlversuchen sind es vor allem Gartengeräte, die man unbedingt braucht, um sich das Leben zu erleichtern. Manchmal schafft man es wirklich, etwas zu finden, das die Arbeit einfacher macht. Zum Beispiel mein Trommelsieb, mit dem ich nicht nur Kompost siebe, sondern auch Erde, wenn ich wieder einmal ein neues Beet anlege. Fast ohne Kraftaufwand drehe ich die Klumpen durch die „Flotte Lotte“ (wie bei uns in Wien eine Passiermühle für Gemüse heißt), Unkraut und Steine verfangen sich in der Trommel und unten rieselt feinste Erde heraus. Die Negativbeispiele sind aber in der Überzahl.

Da war einmal der neue „Dreizack“, wie ich meine kleine Handharke mit drei Zinken nenne. Die alte Harke, noch von meiner Mutter, war zwar noch in Gebrauch, aber im Laufe der Zeit war ich schon mehrmals draufgestiegen und die Zinken waren verbogen. Also kaufte ich vorsorglich einen neuen Dreizack, das ist jetzt ungefähr zehn Jahre her. Schon bald stellte ich fest, dass das neue Trumm nicht so gut in der Hand liegt wie das alte, dass der Winkel der Zinken nicht stimmt, dass die Furchen für meine zugepflanzten Beete zu breit sind – ich arbeitete mit dem alten weiter, auch noch, als eine verrostete Zinke abfiel und es nur noch ein Zweizack war. Plötzlich war die alte Harke weg und ich musste gezwungenermaßen mit der neuen arbeiten. Gewöhn ich mich wenigstens dran, redete ich mir selbst gut zu, atmete aber ein paar Wochen später erleichtert auf, als ich unter einem Laubhaufen mein geliebtes Gerät wieder fand. Ich arbeite immer noch damit.

In meinen Gartenanfängen stürzte ich mich auf den Gemüseanbau. Schon nach wenig Lektüre zu dem Thema war mir klar, dass ich einen Folientunnel brauche. Ich zog Pflänzchen auf der Fensterbank vor, nicht nur zu Hause, sondern zur Verzweiflung meiner Chefs auch im Büro und konnte es kaum erwarten, schon lange vor den Eisheiligen mit dem Junggemüse durchzustarten. Dass es natürlich keinen passenden Folientunnel für meine Minibeete gibt, störte mich nicht weiter, das kann man alles umbauen. Der Umbau gestaltete sich schwieriger als erwartet, nicht nur, dass der Tunnel zu lang war, war er auch zu breit und so manche Pflanzen wanderten unter den Tunnel, obwohl weder sie noch ich das wollten. Nicht bedacht hatte ich auch, dass ein Folientunnel nicht nur die nächtliche Kühle abhält, sondern sich unter Sonneneinstrahlung enorm erhitzt. Da er zu einem Zeitpunkt zum Einsatz kam, an dem ich noch nicht im Garten wohne, kam ich viel zu selten zum Lüften der Abdeckung und die meisten meiner Pflänzchen verschmachteten in der Foliensauna. Seit vielen Jahren hängt der Tunnel unbenutzt in der Gerätehütte, ich muss einmal nachschauen, ob die Folie nicht schon längst zerbröselt ist.

Ebenfalls aus meiner Anfangszeit stammt mein Blumenzwiebelpflanzer. Seine Funktionsweise leuchtete mir sofort ein: Den Zylinder auf die gewünschte Tiefe in die Erde drehen, die Erde herausheben, Blumenzwiebel einlegen und den Mechanismus zur Öffnung des Zylinders auslösen, sodass die Erde wieder ins Loch fällt. Saubere Hände verspricht die Werbung, durch die konische Form kann die Erde nicht vorzeitig herausfallen, ein besonders praktischer Gartenhelfer. Schon bei der ersten Anwendung verzweifelte ich. Es war ein nasser Herbsttag, die Erde pappte sich in den Zylinder und klebte eisern daran fest. Also muss die Erde trocken sein, wusste ich jetzt. Das bedeutet wiederum, dass sie entweder steinhart ist und man mit dem Zylinder gar nicht erst in die Erde hineinstechen kann, oder dass sie so rieselfreudig ist, dass die konische Form gar nix nützt. Mit großer Befriedigung las ich einmal in einem Artikel eines Pflanzenfachmanns, dass er mit diesem Gerät überhaupt nicht zurande kommt und dass er nicht versteht, warum es ständig als überaus praktisch angepriesen wird. Er gräbt seine Löcher mit der Handschaufel. Ha!

Trotzdem nahm ich den Pflanzer immer wieder zur Hand, wenn ich Blumenzwiebeln zum Eingraben hatte. Es ist doch so einfach… vielleicht… und siehe da! Als ich letzte Woche meine Byzantinischen Wildgladiolen pflanzte, passte die Konsistenz der Erde plötzlich. Reindrehen, rausheben, einlegen, zuschütten. Unglaublich, das Ding ist ja wirklich praktisch! Nach rund 25 Jahren hat es mich voll überzeugt. Der Dreizack muss nur noch ein wenig warten.

Eure Flora

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